An dieser Stelle wird Ihnen externer Inhalt angezeigt. Klicken Sie auf "Externen Inhalt anzeigen", wenn Sie damit einverstanden sind. Ihr Einverständis wird für zwei Wochen gespeichert. Weitere Hinweise finden Sie in unserer Datenschutzerklärung
Externen Inhalt anzeigenWochenspruch:
"Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." (Joh 3,16)
Gebet
Jesus Christus, wir sehen auf dein Kreuz, auf dein Leiden und Sterben und sehen all das Schwere, all das Zerbrochene in dieser Welt.
Jesus Christus, wir sehen auf dein Kreuz und sehen die Kreuze, die Menschen dieser Welt zu tragen haben: Krieg, Armut, Krankheit, Einsamkeit, Trauer.
Wir sehen auf dein Kreuz und sehen dabei auch auf uns selbst. Auf die Kreuze, die wir zu tragen haben und auf die Kreuze, die wir verschuldet oder nicht verhindert haben. Wir bitten dich um dein Erbarmen:
Kyrie eleison – Herr, erbarme dich.
Jesus Christus,
heute, wo deine Geschichte erzählt wird,
denken wir an dich und wissen doch gleichzeitig, wie viele Geschichten nur gelebt werden, gezweifelt, erlitten und nie erzählt.
Wir halten sie dir hin. Du kennst sie und leidest sie mit
- auch unsere.
Wir danken dir, dass du uns auch in Leid, Schmerz, Angst und Verzweiflung nahe bist.
Schenk uns diese Zuversicht.
Amen.
Da überantwortete Pilatus ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde.
Sie nahmen ihn aber, und er trug selber das Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.
Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König. Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache. Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der Juden König, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der Juden König. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.
Die Soldaten aber, da sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch den Rock. Der aber war ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. Da sprachen sie untereinander: Lasst uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wem er gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt (Ps 22,19): »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten.
Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte das Haupt und verschied.
Liebe Gemeinde,
ist Ihnen das schon mal passiert, dass Sie jemanden kolossal unterschätzt oder zumindest falsch eingeschätzt haben?
Ich selbst habe da das ein oder eindrückliche Erlebnis.
Wer zum ersten Mal eine Kirche betritt und dort ein Kreuz mit einer Jesusdarstellung sieht, einer dieser sehr realistischen Darstellung des leidenden Jesus, der wird sich fragen, wie es sein kann, dass dieser Mensch das Zentrum einer ganzen Weltreligion geworden ist.
Aber auch wer damals in Golgatha dabei war und diesen so jämmerlich sterbenden Menschen dort am Kreuz sah, muss sich gefragt haben: „Was soll bloß so besonderes an ihm gewesen sein, dass lauter Menschen ihr Leben hinter sich gelassen haben, um ihm zu folgen?“ Und wahrscheinlich haben sich das sogar viele dieser Menschen, die Jesus gefolgt waren, selbst gefragt. Ein Sohn Gottes am Kreuz, der „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ ruft. Und mit ihm am Kreuz ganz viele gestorbene Hoffnungen, der Menschen. Kein neuer Herrscher, der ein Reich der Gerechtigkeit aufbaut und die Mächtigen stürzt und die Schwachen mächtig macht. Kein König, der dafür sorgt, dass kein Kind auf dieser Welt mehr hungern muss. Kein unsterblicher Held, sondern ein völlig normaler, unglaublich verletzlicher Mensch.
Viele Jahrhunderte vor Jesus schreibt der Prophet Jesaja über einen Menschen, später Gottesknecht genannt, diese Worte: „Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. 3Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. 4Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. 5Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Ob Jesaja wirklich voller prophetischer Kraft Jesus mit diesen Worten im Sinn hatte, wissen wir heute nicht, aber die Juden zur Zeit Jesu kannten diese Worte gut und mit der Zeit wurde für sie immer eindeutiger: „Diese Worte meinen Jesus. Nur so lässt sich sein Leiden verstehen.“
Wer Jesus am Kreuz sieht, der kann das „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ gut nachvollziehen, aber dass das Gottes Sohn sein soll, ist eigentlich nicht zu verstehen.
Wir leben lange nach dem ersten Ostern. Wir kennen die Geschichte, wir wissen ja auch dass sie weiter gegangen ist, sonst säßen wir heute nicht hier zum Gottesdienst versammelt. Und trotzdem ist der Karfreitag so ein Tag, der uns eigentlich bis heute ratlos macht. Wie kann das sein, dass Gott gerade in den dunkelsten Ecken und Ereignissen der Welt da sein soll?
Wie kann das sein, dass jemand, der selbst unschuldig ist, für das, was wir alles so an Schuld auf uns laden, leiden und sterben muss – und das im Namen eines Gottes, von dem wir sagen, er sei die Liebe?
Ich glaube, bei allen tollen theologischen Erklärungen, die es so gibt, bleibt ein ganzes Stück Geheimnis immer dabei.
Aber was mir irgendwie sehr sicher scheint: Wäre Gott nicht in diese dunkelsten Ecken der Welt gestiegen und würde sie ganz sich selbst oder uns überlassen, und wäre als das Zeichen schlechthin für diese Besonderheit Gottes nicht Jesus am Kreuz gestorben, dann, glaube ich fast, gäbe es die Kirche wohl gar nicht mehr. Ein Gott, der nur in den glanzvollen Momenten des Lebens zu finden ist, einer zu dem man nicht, wie Dietrich Bonhoeffer in seiner Gefängniszelle, sagen kann: „Herr Jesus Christus! Du warst arm und elend, gefangen und verlassen wie ich. Du bleibst bei mir, wenn kein Mensch mir beisteht. Du vergisst mich nicht und suchst mich.“, klingt vielleicht erstmal ganz gut, ist aber am Ende so weit weg von uns, dass er uns gar nicht berühren kann. Ein Gott, der nur auf der Sonnenseite des Lebens zu finden ist, ist kein Gott, dem man das ganze Corona-Elend klagen kann. Die Müdigkeit, die Angst, die Einsamkeit, die Erschöpfung. Ein Gott, der nicht selbst Angst, Einsamkeit, Schmerzen und schließlich den Tod erlitten hat, wäre ein Gott, von dem man wirklich gar nicht wüsste, was er mit den Kämpfen auf den Intensivstationen, den Schreckensbildern aus Italien und Spanien im vergangenen Frühjahr, oder den einsamen Toden im ersten Lockdown noch zu tun haben könnte. So fragen wir uns oder Gott ganz bestimmt an vielen Stellen: „Mein Gott, mein Gott, wo steckst du? Hast du uns denn verlassen?“.
Aber dann erinnert uns der Karfreitag auch daran: Gott ist selbst mit drin in dieser Dunkelheit. Geht mit hindurch und ist nicht weit weg irgendwo auf Wolke 7.
Vom Kämmerer aus Äthiopien wird in der Apostelgeschichte erzählt, dass er einen Abschnitt aus diesem vierten Gottesknechtslied, nachdem er dazu noch von Jesus gehört hatte, so berührend fand, dass er sich taufen ließ. Gelesen hatte er: „6Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn. 7Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.“ Nicht ein Heldengott, der überzeugt, sondern einer, der durch Fürsorge, Hingabe und Sanftheit viel Tieferes berührt und damit vielleicht das einzige bieten kann, was wirklich Halt und Hoffnung gibt.
„Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. 5Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Das klingt ganz schön sadistisch. Aber die Betonung liegt auf „dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt“. Es gibt Schuld, die können wir zwischenmenschlich nicht mehr loswerden, und es gibt auch Verletzungen, die wir erleiden, die kein anderer heilen kann und die nicht von alleine heilen.
Das Kreuz Jesu rückt, wenn wir es ernst nehmen, auch die ganzen anderen Kreuze dieser Welt ins Licht. Die Kinder in den Flüchtlingslagern, die keine Hoffnung mehr in den Augen haben, die Todkranken, die Hungernden, die Verlassenen, die Gequälten … Wenn Gott dorthin schaut und sich vielleicht sogar genau dort finden lässt, dann können wir auch nicht wegschauen.
Und schließlich macht gerade dieses Kreuz uns auch Mut: Paulus lässt das so klingen:
„Fürchte dich nicht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!“ Denn Karfreitag ist nicht das Letzte – es sieht nur so aus wie wenn.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der stärke und bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn und Bruder. Amen.
Fürbittengebet
Ewiger Gott, du hast dich ins Dunkel dieser Welt begeben, ganz echt, ohne doppelten Boden, ohne Schutzschicht.
Wir halten dir die Dunkelheiten und Abgründe unseres Lebens, unserer Welt hin, wir wollen dich darin suchen, damit das Dunkel nicht mehr hoffnungslos ist und wir den tragenden Boden in den Abgründen finden können.
Jesus Christus, wir bringen all die Menschen vor dich, die nicht nur unter Corona, sondern dazu noch unter Krieg, Gewalt und Hunger, unter Terrorregimes oder Flucht und Vertreibung leiden. Die Kinder in Libyen, im Irak und Syrien, auf Lesbos und in den anderen Flüchtlingslagern. Die Menschen, die mutig in Myanmar auf die Straße gehen, die Demokratie-Aktivisten in Hongkong, die Menschen in all den Gegenden, die schon jetzt hart von den Auswirkungen des Klimawandels, Dürre oder Überschwemmungen getroffen sind. Die Menschen auf wackeligen Schlauchbooten auf dem Mittelmeer. Die Flüchtlinge hier bei uns, die ihr Leben retten konnten, aber tagtäglich ihre Heimat und ihre Familien vermissen und um deren Leben fürchten müssen.
Heiliger Geist, du schenkst Mut und Zuversicht, neuen Antrieb, neues Leben. Wir bitten dich: Sei du bei denen, die um das Leben eines lieben Menschen bangen,
bei den Familien, die langsam keine Kraft mehr haben für Homeschooling, Homeoffice und Zusammensein rund um die Uhr,
bei denen, die Corona entsetzlich einsam sein lässt,bei denen, deren wirtschaftliche Existenz auf der Kippe steht.
Bei denen, die schon ganz ohne Corona krank oder gehandicapt sind und deren Leben gerade noch viel schwerer geworden ist.
Wir bitten dich für sie und uns alle: Schenk du uns Mut, Kraft und Ausdauer.
Du Gott der Liebe, manchmal können wir dich einfach nicht sehen. Aber wir wollen glauben, dass du auch im Dunkel da bist und halten dir alles hin, was unser Leben schwer und mühsam macht, was uns lähmt und was uns schmerzt.
Gemeinsam beten wir mit Jesu Worten:
Vater Unser
Segen
Geht in das Dunkel.
Und glaubt.
Hört auf die Stimmen.
Und schweigt.
Wartet auf Gottes rettende Hand.
Blickt in die endlose Leere,
bis Christus sich vor euch erhebt.
Es segne dich Gott, der Allmächtige und Barmherzige,
der Leben und Tod in seinen Händen hält,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
(Verfasser: Helmut Assmann)
Geistliche Angebote der Evangelischen Kirchen:
Eine Übersicht über Fernseh- und Radiogottesdienste finden Sie hier.
Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands schlägt einen Ablauf für einen Gottesdienst am Sonntagmorgen für zuhause oder unterwegs vor unter dem Titel: Gebet zum Glockenläuten am Sonntagmorgen.
Wer Twitter nutzt, kann sich unter Twomplet um 7 Uhr morgens und um 21 Uhr abends zu einer Gebetsgemeinschaft zusammenschließen.
Die Evangelische Kirche in Deutschland lädt ein zum Balkonsingen. Jeden Abend um 19 Uhr mit dem Lied: Der Mond ist aufgegangen, Bewahre uns, Gott oder Gott hält die ganze Welt.