Wochenspruch: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Crhistus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
1. Petrus 1,3
Predigttext für den Sonntag Quasimodogeniti (1. Sonntag nach Ostern), 19. April 2020
Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer [das heißt: alle Geschöpfe] vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.
Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«? Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.
Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
(Jesaja 40,26-31)
Wie schön wäre es, einfach abzuheben und davon zu fliegen, mittenhinein in den blauen Frühlingshimmel, federleicht über blühende Kirschbäume und gelbe Rapsfelder hinweg zu gleiten und immer höher aufzusteigen, bis du Häuser, Wiesen und Felder, Straßen und Flüsse nur noch ganz klein unter dir liegen siehst. Alles hinter dir lassen, was dich beschwert, alle Sorgen und alle Verpflichtungen abstreifen und stattdessen Freiheit spüren, Weite und Leichtigkeit und pure Freude über das Leben. – Diese Sehnsucht scheint Menschen zu allen Zeiten zu bewegen. Wir lesen davon bei Jesaja im heutigen Predigttext: „aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ (Jesaja 40,31)
Der Adler lässt sich mithilfe seiner großen Schwingen von den Luftströmungen tragen. Scheinbar mühelos schwingt er sich höher in die Luft als andere Vögel, direkt der Sonne entgegen. Er steht für Freiheit, Kraft und Mut. Und weil er so hoch in den Himmel fliegt, symbolisiert er in vielen Kulturen und Religionen die Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben.
„Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ So verspricht es der Prophet Jesaja den Israeliten, deren Heimat zerstört wurde und die nun im Exil leben. Sein „Trostbüchlein“, aus dem diese Verse stammen, ist voller Hoffnung, dass Gott das Volk befreien wird. Aber es wird auch deutlich: Der Weg ist noch lang. Woher kommt da die Kraft, weiter durchzuhalten? Solche Kraft kommt aus dem Vertrauen, dass Gott alle Wege mit uns gemeinsam geht. Auch wenn seine Gegenwart nicht sichtbar ist, können wir seine Nähe im Glauben spüren. Das hilft uns, immer weiterzulaufen und lässt sogar Flügel wachsen.
Gerade haben wir Ostern gefeiert. Zeitgleich begingen unsere jüdischen Glaubensgeschwister das Pessach-Fest. Beides sind Feste der Befreiung durch Gottes rettendes Handeln. Spektakulär befreit er das Volk der Israeliten aus Ägypten. Danach stehen den Israeliten 40 Jahre Wanderung durch die Wüste bevor. Erst die Kinder derer, die gerettet wurden, werden das verheißene Land betreten, in dem Milch und Honig fließen. – Und die Osterfreude der Jünger ist vermischt mit Trauer über Jesu Tod, mit Angst und Staunen: „Kann es wahr sein, dass er auferstanden ist?“ Diesem Sonntag nach dem Osterfest sind viele Erzählungen zugeordnet, in denen die Jünger dem Auferstandenen begegnen und ihn für ein Gespenst oder eine Einbildung halten. Thomas will ihn anfassen, in einem anderen Text isst Jesus Brot und Fisch zum Beweis dafür, dass er wirklich lebt. – Und doch ist er nicht mehr von dieser Welt, nicht wirklich aus Fleisch und Blut so wie früher. Am Ende sitzen die Jünger wieder allein am Tisch. Was ihnen bleibt, ist das Vertrauen auf Gott.
Pessach und Ostern sind Feste, die vom Aufbruch in ein neues Leben berichten. Es sind Freudenfeste, die aber auch davon erzählen, wie mühsam und lang der Weg werden wird und dass sich in der Zeit des Übergangs die Prioritäten neu sortieren. Während der Wüstenwanderung lernen die Israeliten ihren Gott neu kennen als einen, der sich nicht mit Gold kaufen lässt, der aber zuverlässig immer an ihrer Seite den Weg mitgeht. Die Jünger müssen Jesus nach Ostern endgültig gehen lassen und erhalten zu Pfingsten das Zeichen, dass er durch den Heiligen Geist weiter bei ihnen und bei uns ist.
Ostern zu feiern, bedeutet für uns auch, unseren Glauben zu erneuern. Paulus sagt, wir können schon jetzt, mitten im Alltag mit Jesus auferstehen, indem wir unser Leben neu auf Gott ausrichten. Diese Osterbotschaft wird jetzt durch unseren Alltag auf neue Weise aktuell: In diesen Tagen wird uns deutlich, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben. Unser Leben wird lange nicht mehr so frei und unbeschwert sein wie noch vor wenigen Wochen. Wir werden einen langen Atem brauchen, Geduld und Kraft. Wir können kaum absehen, wohin uns dies führen wird, aber wir können einander in dem Vertrauen stärken, dass Gott mit uns geht: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“
Pastorin Dr. Christina Ernst
Gebet
Du Auferstandener,
Christus,
unsichtbar in unserer Mitte.
Zu dir beten wir.
Du bist das Leben.
Du hast dem Tod die Macht genommen.
Doch wir erleben,
wie der Tod immer noch nach uns greift.
Wir bitten um
dein Leben für die, die gegen den Tod ankämpfen,
dein Leben für die, die dem Tod ausgeliefert werden,
dein Leben für die, deren Kräfte versiegen.
Nimm uns die Angst.
Schenk uns Glauben.
Christus, du Auferstandener.
Du bist das Leben.
Du schenkst den Frieden, der die Welt überwindet.
Doch wir erleben,
wie weiter Unfriede herrscht.
Wir bitten um
deinen Frieden für die Menschen in Syrien,
deinen Frieden für alle, die eingesperrt und bedrängt werden,
deinen Frieden in unseren Häusern und Familien,
in unserer Nachbarschaft,
in unserem Land.
Nimm uns die Angst.
Schenk uns Frieden.
Christus, du Auferstandener.
Du bist das Leben.
Du gibst den Müden Kraft.
Du lässt uns aufatmen.
Wir danken dir
für den Atem,
für die Menschen an unserer Seite,
für den Glauben und dein Wort.
Dir vertrauen wir diese Welt an.
Dir vertrauen wir uns an.
Du bist das Leben. Halleluja.
[Quelle: www.velkd.de]
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.