Gedanken zum Sonntag / 2. SONNTAG NACH EPIPHANIAS

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Tagesgebet:

Du, unser Gott, Du schenkst uns das Leben, dass wir es genießen und spüren mit allen Sinnen. Halte uns fest, wenn uns die Freude ausgeht. Gib uns Geduld und hilf uns vertrauen in Deine er-neuernde Kraft. Schenke uns Lebenswein und lasse uns träumen von Deinem großen Fest, zu dem Du uns einlädst durch unsern HerrnJesus Christus, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und bei uns ist heute und in Ewigkeit. Amen

Predigttext aus:Joh 2,1–11  Die Hochzeit zu Kana

Liebe Gemeinde ! 

I. Von einem ausgelassenen, fröhlichen Fest wird uns erzählt im Evangelium für diesen Sonntag. Dieses Fest geht über Tage hinweg, eine Hochzeit, wie sie im Buche steht: Mit vielen Menschen, mit Musik und Tanz, mit Essen und Trinken, Lachen und Singen. Ein Fest des Lebens! – Und der Freudenklang dieses frohen Festes klingt bis hierher, bis hinein in unseren Gottesdienst. Und er soll auch noch nachklingen– heute und nächste Woche, in unser Leben hinein!

II. Das Leben ist mir geschenkt. Herrlich! Wunderbar! – Bestaunen will ich es in seinen kräftigen und in den sachten Farben, in denen es funkelt und leuchtet, wie ein gutes Glas Wein. Trinken will ich vom Leben in vollen Zügen. Genießen will ich seinen starken Geschmack, die würzigen Aromen. Riechen will ich es und schmecken. Zu Kopfe soll er mir steigen der duftende Lebensgeist, wie guter Wein – dass mir die Seele zu tanzen beginnt und zu schweben wie im Traum. Dass ich staune, was ich alles zu sehen bekomme und erleben darf. Das Herz soll sie mir wärmen, die Lebensfreude – wie Sonnenstrahlen, dass ich schmunzeln muss und laut lachen manch-mal und dass ich verblüfft entdecke, welche Wunder geschehen überall um mich herum. In den Ohren soll er mir tönen der viel-stimmige Klang des Lebens, dass ich still werde und lausche, dass ich mit summe und einstimme: »Danke, liebes Leben, danke für alle deine Gaben.« Mitten in den Leib soll sie mir fliegen, die pulsierende Lebenskraft, wie Schmetterlinge im Bauch. In die Beine soll sie mir fahren, so dass ich laufen muss und hüpfen und springen und tanzen durch diese herrliche, wunderschöne Welt. – Welch ein Geschenk, welch ein wunderherrliches Fest, das ich feiern darf mit Euch allen zusammen. – Ja, lasst es uns feiern, das Leben! Lasst uns anstoßen darauf! – Ja, ein Fest soll es sein unser Leben, ein Fest zum Genießen.

III. Doch halt, stopp! – Hörst Du es? Spürst Du es? – Oh je, zu früh gefreut! Zu unbeschwert gewesen? Zu freudentrunken hinein getaumelt in das scheinbar fröhliche Lebensfestgetümmel? Nicht genau genug hingehört auf den Klang dieser Welt. Nicht gleich wahrgenommen den bitteren Beigeschmack des Lebens: Seine Düsternis und Tiefe. Nicht nüchtern genug hingeschaut auf den Boden der Tatsachen. Sieh doch! Hör doch: Sie klingen schwermütig, traurig – so viele Lebenslieder! Da weint jemand, seufzt. Jammern und Klagen, Schluchzen und Stöhnen überall: Jemandem ist der Lebenswein ausgegangen. Alle Reserven aufgebraucht. – Gerade einmal Wasser bleibt noch, ohne Geschmack und Aroma, ohne Farbe; nur trüb und ohne Feuer; salzig wie von Tränen und bitter wie Wermut. – Für das Sterben zu viel, für das Leben zu wenig! Eine Krankheit vielleicht, eine Diagnose, die einen kalt erwischt. – Mit einem Mal versickert aller Lebensmut. Dunkle Leere, staubig wie Asche. Zu viel Energie in das Leben gegeben, ohne dass jemand die Vorräte nachgefüllt hat. Zu häufig enttäuscht, zu oft gestolpert und hingefallen auf dem Lebensweg. Keine Kraft mehr übrig zum Aufrappeln und weitergehen. Zu oft betäubt mit Umher rennen und Suchen und sich etwas gönnen. Alles probiert aus Angst, etwas zu versäumen – und doch das Wesentliche verpasst? – Fühlt sich das so an? Hat einer seine Liebste verloren, findet keinen Trost, keinen Halt, keine Hoffnung. Haben zwei sich wundgerieben im Streit, in gegen-seitigen Verletzungen, die doch keinem von beiden guttun – und können die Schmerzen des anderen nicht sehen. Trüb sind die Tage geworden darüber, totenstill und die Nächte voller Unruhe und kalter Einsamkeit, so voll von Gedanken und Fragen, Zweifeln und Sorgen.

Hat einer vergessen, was wertvoll ist im Leben, was den Tagen Geschmack gibt und Tiefe. Ist blind geworden für alle die bunten Farben des Lebens und taub für den Lebensgesang. – Alles nur noch schwarz-weiß, verborgen unter Nachtfinsternis und Wolkentrübe. Alles bloß noch lärmiges Geräusch, geschmacklos und fad. Weinen welche über all das Leid, über alle die Opfer im Jemen, in Syrien, in Libyen. [hier gegebenenfalls aktualisieren] Weinen und können nicht aufhören, weil auch das Leid nicht aufhört und das Sterben. Klagen über die Wunden der Schöpfung, die kaum mehr heilen. Stöhnen über Urwaldrodung, über verschmutzte Meere, über das Sterben der Tiere. Und suchen und fragen nach Hoffnung und Sinn. Kein Appetit mehr auf das Leben – selbst an unseren so überreich gedeckten Festtafeln? – Nicht einmal natürliche Aromastoffe helfen da und auch Geschmacksverstärker nicht. Der Lebenswein ist ausgegangen. – Plötzlich war er alle. Die Lust fehlt am Leben. Die Freude ist eingetrocknet. Nichts mehr drin in der Wundertüte. Es duftet nicht mehr – riecht nur noch nach Schmerz und Sorge. – Mühsam ist es geworden das Leben, todsterbenslangweilig. – Nur noch Wasser im Krug, ohne Geschmack, ohne Farbe. Und nichts, was sich spiegelt auf seiner Oberfläche – nichts als das eigene, müde Gesicht, leere traurige Augen. Und Glaube, Hoffnung, Gottvertrauen, Trost?

IV. Jetzt nicht allein bleiben! Jetzt spüren, wie einer atmet neben mir und lebt! Jetzt fühlen, wie jemand mich berührt, freundlich, lebendig – mit Worten oder auch mit der Hand. – Jetzt eine finden, die mir von Hoffnung erzählt, mir ein Licht anzündet im Dunkeln, mich tröstet und wieder Zuversicht weckt in mir. Davon erzählt sie, die Geschichte aus dem Predigtwort. Davon er-zählt sie, dass Jesus gern das Leben feiert gemeinsam mit uns Menschen. Köstlichen Lebenswein schenkt er, da wo alles aufgebraucht und leer scheint. Und er schenkt so viel davon, dass es ganz sicher reicht. Stillt den Lebensdurst. Lädt uns ein, das Leben zu genießen mit ihm, in vollen Zügen. – Darauf möchte ich vertrauen. Darauf möchte ich hoffen – auch auf den Durst- und Dunkelstrecken meines Lebens.

Rufen will ich und flehen zu ihm, bitten und jammern. Weiß ich doch, er versteht meine Sehnsucht. Er kennt meinen Lebensdurst. Warten will ich auf ihn, ganz gespannt – wie die Braut auf ihren Bräutigam wartet am Hochzeitstag. – Warten will ich voller Ungeduld – wie der Bräutigam auf seine Braut wartet. So will ich warten und glauben, gottgelassen. Vertrauen will ich und lauschen auf ihn. Und fröhlich tun, was er sagt: Schöpfen, so gut ich kann, und das Leben füllen, jeden Tag. – Und auch wenn es mir nur wie Wasser erscheint, darf ich doch hoffen, dass er Wein daraus macht – kräftig und aromatisch belebend.

V. Manchmal kann ich das schmecken und das Leben feiern mit allen Nuancen, mit allem Reichtum, den Gott hineinlegt. Manchmal entdecke ich Zeichen dafür: Wenn trübe Nebelschleier aufreißen und die Sonne durchbricht; wenn jemand mir unerwartet ein gutes Wort sagt oder mich anstrahlt; wenn ich spüre, dass ich getragen und gehalten bin. Schenke mir die Ruhe, Gott, und die Aufmerksamkeit, dass ich ge-nießen kann, was Du gibst – gerade weil es nicht unendlich ist: Die Wärme der Liebsten, das Glucksen von Wasser, das Lachen der Kinder, den Geruch der Erde oder den Geschmack von gutem Wein. – Alles das ist immer wieder Dein Wunder.VI. Guten, wunderbaren Wein schenkt Jesus, in unerschöpflichen Mengen. – 500600 Liter – selbst für eine mit großem Sicherheitsbedürfnis ge-plante Hochzeitsfeier sind das unvorstellbare Mengen. – Die Hochzeitsgäste werden den Wein ganz sicher nicht austrinken können. – Die Freude, die Jesus verspricht, soll nicht mehr zu Ende gehen. Zu solch einem Lebensfest lädt er ein; zu einem Fest, bei dem der Wein nicht mehr zur Neige geht und die Freude nicht aufhört. – So ein großes, buntes Hochzeitsfest wird das sein – einst: Die Lebensfreude wird nicht alle. Erzählen und Lachen, Singen und Musik, ein reicher bunter Gar-ten, Liebe und tiefe Zufriedenheit – alles das stelle ich mir vor. – Diese Aussicht stellt er uns vor Augen. Diese Einladung steht – auch in traurigen und trüben Zeiten.

In dieser wunderbaren Erwartung will ich leben und all das Tiefe und Schöne, all die Liebe; Farben und Klänge, die mich zum Staunen bringen, schon als Hinweis verstehen, als Zeichen dafür, wie es sein wird. – An diese erstaunliche Aussicht möchte ich mich immer wieder erinnern und sie genießen – vielleicht in einem Gottesdienst wie heute, vielleicht bei einem Fest, das ich mitfeiern darf – auch wenn es nur klein ist; vielleicht auch in einem Gedicht, das ich lese oder in einem Augenblick, der mir durchs Herz geht. An diese himmlische Aussicht will ich mich halten und davon trinken – Trost- und Freudenwein voller Lebensgeschmack.

Amen.

Verfasser: Pfarrer Stephan Köhler, Pfarrberg 6, 99817 Eisenach, E-Mail: stephan.koehler@kirchenkreis-eisenach.de

Fürbitten:
Du, unser Gott, Du feierst das Fest des Lebens und lädst uns ein als Deine Gäste.

Stecke uns an mit Deiner Freude und lass uns strahlen, so dass auch andere Deine Gäste sein wollen.

Manchmal spüren Menschen nichts von Deinem Fest des Lebens. Sie stehen am Rand: Einsame – lass sie nicht allein. Sende Menschen zu ihnen, die sie fühlen lassen, dass Du für sie da bist. Menschen, die fremd sind, weil sie ihre Heimat verlassen mussten. Lass sie ein neues zu Hause finden.

Wir rufen zu Dir:Herr, erbarme Dich!

Manchmal spüren Menschen nichts von Deinem Fest des Lebens. Sie stehen am Rand: Hungernde – wecke uns, dass wir ihre Not nicht ausblenden. Mache unser Herz weit, dass wir sie teilhaben lassen an unserem Reichtum. Opfer von Gewalt, Terror und Krieg. Mache uns empfindsam für ihre Angst und Not. Gib den Verantwortlichen Weisheit und Mut, dass sie Wege der Versöhnung und des Friedens suchen. Schenke uns friedliche Gedanken, Ausdauer und Kraft, für Frieden einzutreten.

Wir rufen zu Dir:Herr, erbarme Dich!

Manchmal spüren Menschen nichts von Deinem Fest des Lebens. Sie stehen am Rand: Kranke, Traurige; Menschen, die an Dir verzweifeln, weil sie Deine Nähe nicht spüren können. Schenke uns Mitgefühl, lass uns entdecken, wie wir trösten und ihnen nahe sein können. Gib Dich zu erkennen und verwandle ihre Ungewissheit in Staunen.

Wir rufen zu Dir:Herr, erbarme Dich!

Gott, Du feierst das Fest des Lebens und lädst uns ein als Deine Gäste. Sieh uns freundlich an. Dann tanzt uns das Herz und wir feiern das Leben mit Dir und mit allen, die uns vorausgegangen sind. Voller Freude und Staunen wollen wir Deine Herrlichkeit schauen. – Darauf lass uns vertrauen.

So empfange den Segen:

Geht in Frieden und glaubt fest,
dass Gott euch bei eurem Namen gerufen hat.
Geht in Frieden und entdeckt, wie schön es ist,
Gottes Liebe weiterzugeben.
Geht in Frieden, denn Gott ist bei euch
mit seinem Trost und mit seiner Liebe.

Der Herr segne dich und mache die Wege hell, die er dich führt.
Er lasse dich seine Nähe spüren, wenn du dich ängstigst,
und öffne deine Augen und dein Herz für die Freude
und für die Menschen, die er dir schenkt.

Es segne Dich der Vater, der Sohn, und der heilige Geist.

Amen

 

 

Geistliche Angebote der Evangelischen Kirchen:
Eine Übersicht über Fernseh- und Radiogottesdienste finden Sie hier.

Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands schlägt einen Ablauf für einen Gottesdienst am Sonntagmorgen für zuhause oder unterwegs vor unter dem Titel: Gebet zum Glockenläuten am Sonntagmorgen.

Wer Twitter nutzt, kann sich unter Twomplet um 7 Uhr morgens und um 21 Uhr abends zu einer Gebetsgemeinschaft zusammenschließen.

Die Evangelische Kirche in Deutschland lädt ein zum Balkonsingen. Jeden Abend um 19 Uhr mit dem Lied: Der Mond ist aufgegangen, Bewahre uns, Gott oder Gott hält die ganze Welt.