Gedanken zum Sonntag / Exaudi

Wochenspruch: Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.

Predigttext für den 6. Sonntag nach Ostern (Exaudi), 24. Mai 2020

Der neue Bund / Jer 31,31–34

Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen,nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war,  spricht der Herr;sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

Gedanken zum Predigttext (verkürzte Version)

In unserem heutigen Gedanken zum Sonntag geht es um das Volk Israel, das auch geltendes Recht gebrochen hat. Ja noch vielmehr. Es hat sich sogar von dem Gesetzgeber losgesagt.

Viele Jahre sind schon vergangen als Gott sein Volk aus der ägyptischen Knechtschaft ins gelobte Land geführt hat. Und Gott hat sein Volk nicht nur befreit und dann ihrem Schicksal überlassen. Nein, Gott meinte es gut mit den Menschen und stellte sich an ihre Seite. Er schloss einen Bund mit ihnen. Gott wurde ihr Verbündeter. Er schenkte ihnen die Zehn Gebote, nicht um ihr Leben einzuschränken, sondern um es zu schützen. Schützende Grenzen damit das Leben gelingen kann. So wie die Straßenschilder nicht die Freiheit des Einzelnen einschränken wollen, sondern das Zusammenspiel von mehreren Autofahrern ermöglichen, damit jeder sicher ans Ziel kommt. Doch die Israeliten haben Gottes Gebote mit Füßen getreten und den Bund mit dem Gott, der sie aus der Sklaverei aus Ägypten geführt hat, gebrochen. Und nun steht das Gottesvolk vor der Vernichtung. Für Jeremia ist dieses schreckliche Ereignis darin begründet dass sich Israel von Gott abgewendet hat. Nun müssen die Israeliten ihre Abkehr von Gott und seinen Geboten bitter bezahlen

Aber obwohl sich sein Volk von ihm abgewendet hat, wendet sich Gott seinen Menschenkindern wieder aufs Neue zu. Er erspart ihnen zwar nicht das erneute Exil. Aber er verheißt ihnen einen neuen Bund. Diesmal keinen Vertrag, bei dem jede Seite ihren Part zu erfüllen hat. Gott kennt uns Menschen. In seiner unermesslichen Liebe schafft er einen Bund den Menschen nicht brechen können. Einen Bund, der stärker ist, als menschliche Untreue. Einen Liebesbund, der immer gilt. Gott lässt bei diesem neuen Bund nicht einfach fünf gerade sein. Nach dem Motto: Naja, irgendwie sind die Menschen doch ganz ok. Nein, Gott musste ihn teuer erkaufen. Er kostete das Leben seines einziges Sohnes. Sein Blut besiegelt diesen neuen Bund. Gottes Liebe war stärker als die Untreue der Menschen.

Durch Jesu Tod setzt Gott den neuen Bund in Kraft. Können Sie sich vorstellen wie unermesslich groß diese Liebe Gottes sein muss?

Liebe Gemeinde, wir sind heute mit hinein genommen in diesen neuen Bund. Als sichtbares Zeichen dieses Bundes feiern wir heute noch in unseren Gottesdiensten das Abendmahl. Wir hören dabei auf die Worte Jesu: "Das ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird“. Und die Worte Jesu gelten Ihnen ganz persönlich: „Christi Leib- für dich gebrochen - Christi Blut- für dich vergossen.“. Gott sagt ja zu uns. Er ist unser Verbündeter! Er schenkt uns trotz unserer Schuld wieder neues Leben.

Gott vergibt uns aber nicht nur unsere Schuld sondern er schenkt uns auch ein neues Herz. In unserem Text heute morgen heißt es: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben“. Im alten Bund war es noch so, dass die Worte des Gesetzes auf steinerne Tafeln gemeißelt waren. Die Steintafeln waren in der Bundeslade eingeschlossen und wurden im Heiligtum aufbewahrt. Der Bund lag vor als eine Art Urkunde: eingegraben in kaltes, massives Gestein. Gehütet als etwas Heiliges das vor unheiligen Händen geschützt werden musste. Der neue Bund dagegen ist etwas grundlegend neues: Gott schreibt ihn in die Herzen der Menschen ein. Was bedeutet das?

Im hebräischen Denken ist das Herz die Mitte des Menschen. Das Herz ist Sitz der Vernunft. Das Herz ist im biblischen Denken nicht nur biologisch gesehen die Mitte des Menschen. Es ist zugleich die Mitte der Persönlichkeit. Im Herz werden Entscheidungen getroffen. Hier ist der Sitz der der Willenskraft. Gott geht es nicht um ein bloßes Einhalten von Vorschriften, sondern um eine grundlegende Veränderung der Herzens. Deswegen schreibt Gott das Gesetz in die Herzen der Menschen. Gott verändert uns!

Gott hat einen Entwurf von uns. Er schreibt uns diesen Entwurf in unser Herz. Gott spricht: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben. Oder in den Worten des Beispiels gesagt, er hängt ein Bild in unser Herz. Auf diesem Bild sind wir so wie Gott uns sieht. So wie er uns gedacht hat. Und wir entwickeln uns immer mehr zu dem wie wir sein sollen. Dazu schenkt er uns seinen heiligen Geist. Der heilige Geist verwandelt unser Herz immer mehr in dieses Bild. Und während wir immer mehr zu dieser neuen Person werden verändert sich auch unser Handeln. Unser Herz, das Zentrum unseres Willens, gibt uns in unserem Leben die entscheidenden Impulse für unser Handeln. Es geht nicht mehr nur darum Gebote einzuhalten um vor Gott bestehen zu können. Weil wir durch den neuen Bund vor Gott bestehen können, sind wir zu christlichem Handeln befreit. Augustin hat einmal gesagt: Liebe Gott und tue was du willst! Natürlich klingt das sehr vereinfacht und man darf diesen Satz nicht auf die Goldwaage leben. Aber ich bin mir sicher, dass er etwas Wahres zum Ausdruck bringt. Der heilige Geist wirkt in uns wie ein Kompass. Er schlägt die richtige Richtung an. Sicherlich machen wir auch noch viele Fehler als Christen. Aber auch wenn wir es selber vielleicht gar nicht so deutlich wahrnehmen verändert sich unser Leben immer mehr in die richtige Richtung. Dies geschieht weil Gott mit seinem Geist in uns wirkt
Gehen Sie in den Tag und seien Sie sich gewiss, dass der Neue Bund auch Sie einbezieht. Amen.

Gebet
Guter Gott, wir warten auf Deinen Heiligen Geist, dass er in unsere Herzen dringe und wir Dein Wort verstehen, dass er die Liebe zum Nächsten in uns weckt, dass er uns zu einer Gemeinschaft im Glauben macht. Das bitten wir durch Deinen Sohn, der am Kreuz starb und wieder auferstand und mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen
Quelle: VELKD

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