Gedanken zum Sonntag / 3. SONNTAG NACH EPIPHANIAS

Externer Inhalt

An dieser Stelle wird Ihnen externer Inhalt angezeigt. Klicken Sie auf "Externen Inhalt anzeigen", wenn Sie damit einverstanden sind. Ihr Einverständis wird für zwei Wochen gespeichert. Weitere Hinweise finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

Externen Inhalt anzeigen

 

Tagesgebet:

Gott, Deine Barmherzigkeit gilt in alle Richtungen, und sie gilt auch uns. Lass uns Deine Freundlichkeit empfangen und leben, damit das Netz aus guter Gemeinschaft dichter geknüpft wird. Darum bitten wir Dich durch Deinen Sohn Jesus Christus, der mit Dir in der Einheit des Heiligen Geistes lebt und wirkt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Predigttext aus:RUTH, Kapitel 1,Vers 1-19 Altes Testament I Rut und Noomi

Liebe Gemeinde ! 

Wegweiser sind unglaublich praktisch! Auf ihnen steht zum Beispiel: »Brockengipfel: 7,8 Km«. Dann kann man überlegen, wie man seine Kraft einteilt und welche Geschwindigkeit man einschlägt, wann eine Pause zu machen ist und wann man essen sollte. Auf dem Pfeil nach hinten kann man dann sehen, wie viel Weg schon geschafft ist. Auch wenn das Handy uns ununterbrochen zeigen kann, wo wir sind: Weg-weiser sind unersetzlich als Orientierung und Unterbrechung.

 

Drei Frauen sind auf dem Weg von Moab nach Bethlehem. Noomi, Rut und Orpa: Sie müssen fort aus dem schönen Land östlich des Toten Meeres. Dort haben sie keine Zukunft mehr. Noomi ist die Schwiegermutter von Rut und Orpa. Alle drei sind Witwen. Zehn Jahre zuvor waren Noomi und ihr Ehemann Elimelech in Gegenrichtung von Bethlehem nach Moab geflohen. Ihre Söhne Kiljon und Machlon waren mit dabei. Der Hunger hatte sie getrieben. Denn in Bethlehem war Hungersnot. Ausgerechnet in Bethlehem, das übersetzt »Brothausen« heißt. Eine unwirkliche Welt. Sie waren fortgegangen in das benachbarte fremde Land, vor dem die alten Schriften warnten: Böse sei Moab, hart gegenüber Fremden und feindlich gegenüber Israel. Andere Götter hatten sie sowieso. Aber Noomi und ihre Familie hatten gute Aufnahme gefunden. So ist das mit den Vorurteilen. Nach einiger Zeit war Elimelech gestorben. Kiljon und Machlon heirateten Rut und Orpa, Frauen aus Moab. Dabei war es nach den Gesetzen des Moses verboten, moabitische Frauen zu ehelichen. Aber die Liebe war stärker gewesen. Nun sind auch die beiden jungen Männer tot. Damit hat Noomi keinen mehr, der für sie sorgt. Zuhause in Bethlehem gibt es Verwandte, die sich um sie kümmern werden. Darum muss sie fortgehen, aber ihre Schwiegertöchter bleiben bei ihr. Was für eine schöne Liebeserklärung der jungen Frauen an die alte Noomi.

So etwas gibt es bis heute: Tante Ella und Nichte Karin waren die einzigen, die aus der großen Franke-Familie noch lebten. Alle anderen waren gestorben. »Wir sind jetzt die einzigen Frankes, wir müssen zusammenhalten«, sagte Tante Ella. Gesagt – getan: Als Nichte Ella nach der Geburt ihres Kindes länger im Krankenhaus in Hannover bleiben musste, reiste die Tante mit und stand ihr bei. Als Tante Ella alt und dement wurde, zog sie in das Seniorenheim, in dem die Nichte arbeitete. Karin betreute die alte Dame liebevoll, bis diese hochbetagt starb. »Wir müssen zusammenhalten«. Das taten die beiden.

Die drei Frauen sind weiter unterwegs. Moab rückt ferner, Bethlehem näher. Da ermahnt Noomi ihre Schwiegertöchter: »Geht zurück in das Haus eurer Mutter. Der Herr soll zu euch so barmherzig sein, wie ihr zu mir und zu den Verstorbenen gewesen seid. Ihr sollt zur Ruhe kommen und euch neu verheiraten«. Die Schwiegertöchter weinen: Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen. Da legt Noomi nach: Kehrt um, meine Töchter! Denn Noomi kann Ihnen keine Söhne zur Heirat bieten. Zukunft und Absicherung gibt es für die beiden jungen Frauen nur in Moab. Noomi entlässt ihre Schwiegertöchter in aller Liebe. Orpa hört auf die Stimme der Vernunft: Sie küsst ihre Schwiegermutter und geht zurück nach Moab. Kein Vorwurf folgt ihr. Ganz anders Rut: Sie bleibt bei Noomi, gegen alle Vernunft. Wie werden die Leute aus Bethlehem die Witwe aus Moab aufnehmen? Aber sie wird getragen und bestärkt durch ihre Liebe und ihre Hoffnung. So sagt sie ihrer Schwiegermutter die schönsten Worte, die Menschen einander sagen können. Kein Wunder, dass sich viele Paare Ruts Liebeserklärung als Trauspruch wählen: Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden. Damit bekennt sich Rut zu Noomi und zum Gott Israels, nennt ihn bei seinem uralten hebräischen Namen. So verlässt sie Moab endgültig, macht sich offen und frei für ihre Zukunft in Bethlehem. Die beiden gehen weiter: Die beiden miteinander.

Die beiden miteinander. Mit wem gehen wir gemeinsam durch dick und dünn? Die Geschichte ist offen für unsere Gedanken, denn die Namen die uns in der Geschichte begegnen, haben eine besondere Bedeutung. »Noomi« heißt die »Liebliche«. Als Noomi mit Rut nach Bethlehem hinein kommt, fragen alle: Ist das die Noomi? Sie antwortet: Nennt mich nicht Noomi, sondern Mara (die Bittere), denn der Allmächtige hat mir Bitteres angetan. »Orpa« heißt: »Die, die sich abwendet«, so wie sie sich von ihrer Schwiegermutter abwendet, um nach Moab zurückzugehen. »Rut« bedeutet die »Gefährtin, die hilft«. Die Namen sind also Kunstnamen. Sie beschreiben, am Beispiel der drei Frauen, was Menschen immer wieder erleben. Wann geht es uns so? Wann sind wir lieblich und mit uns im Reinen wie Noomi, wann sind wir bitter und hadern wie Mara, wann sind wir hilfreiche Gefährtinnen und Gefährten und wann solche, die sich abwenden?

 

Eine bittere Zeit ist im letzten Jahr der Ausbruch des Coronavirus gewesen. So etwas hatten wir vorher noch nicht erlebt! Kontaktverbot: Eine Vollbremsung in allen Lebensbezügen: Keine Schule, kein Kindergarten, keine Gottesdienste, das Arbeitsleben völlig durcheinander. Viele Tote überall auf der Welt. Die Wirtschaft im freien Fall, viele Betriebe bangen noch heute um das Überleben. Die Angst vor Ansteckung, Mundschutz im Supermarkt, die Krankenhäuser in Hochspannung. Kinder und Frauen, die in ihren Häusern umso mehr familiärer Gewalt ausgeliefert gewesen sind. Eine bittere Zeit, eine unwirkliche Welt. Und ganz am Rand: Flüchtlinge in Griechenland und anderswo, die anders als Rut und Noomi keine Aufnahme gefunden haben. Wie sind wir aus dieser Zeit herausgekommen, wie sind wir angekommen in dem, was wir Normalität nennen?

 

In Bethlehem lernt Rut den Boas kennen, einen Verwandten von Noomi. Wunderschön liest sich die Geschichte ihrer Annäherung. Die beiden heiraten und bekommen einen Sohn, Obed. Er wird der Großvater des helfenden und lieblichen Königs David werden. Boas sagt, er will mit der Ehe dafür sorgen, dass der verstorbene Elimelech einen Enkel bekommt. Die klugen Nachbarinnen aber freuen sich, dass Rut der Noomi einen Nachkommen geboren hat. So ist die Zukunft offen und weit für Rut. Die Nachbarinnen sagen zu Noomi: »Sie ist dir mehr wert als sieben Söhne.« Sie danken Rut damit für ihre Solidarität zu Noomi. Die Zukunft steht offen für Noomi, die sich um ihren Enkel kümmert: Sie ist wieder Noomi und nicht mehr Mara. Die Zukunft ist voller Möglichkeiten für Boas, den kleinen Obed und für alle, die nach ihnen kommen. Die Geschichte von Rut ist ein Wegweiser in die Zukunft. Ich liebe Wegweiser.

 

Was steht auf unserem Wegweiser? Hinter uns liegt die Coronakrise. Sie ist mittlerweile weitgehend überstanden, aber sie hat doch tiefe Spuren hinterlassen, in unserer Welt, in unserem Land, bei uns selbst. Machen wir einfach weiter wie vorher: So hektisch und schnell, so al-lein, so viel? Mit schlecht bezahltem Personal in der Pflege und anderswo, damit es billig ist? So dass alle überfordert sind und auf dem Zahnfleisch gehen? Oder nehmen wir die Erfahrungen des letzten Jahres als Unterbrechung und Orientierung? Machen wir anders weiter, mit Mitmenschlichkeit und Umsicht, die wir in den Tiefpunkten der Krise gelernt haben? Es ging doch um ganz anderes als um gehamstertes Toilettenpapier. Wie gehen wir aus der Erfahrung der Not mit den Fremden um, die zu uns kommen? Hat die Erfahrung, dass es auf einmal unerwartet schlimm kommen kann, uns gelehrt umsichtig zu sein? Im Blick auf unsere Mitmenschen und unsere Umwelt? Damit es bei einer Klimakatastrophe nicht noch schlimmer kommt, als es »bei Corona« gekommen ist? An uns liegt es, den Wegweiser zu beschriften. Ich glaube, wenn Frau Mut und Herr Umsicht, Frau Solidarität, Miteinander und Anders-Weiter sich miteinander auf den Weg machen, dann steht »Zukunft« auf diesem Wegweiser. Auf Kilometerangaben müssen wir verzichten, aber das macht nichts. Wir können gewiss sein: was wir erreichen wollen, das finden wir auf dem Weg. Gott schenke uns dabei die Barmherzigkeit, die Noomi und Rut verbunden hat.

Verfasser: Pfarrer Thomas Waubke, Thüringer Straße 239, 37539 Bad Grund, E-Mail: thomas.waubke@lk-bs.de

Fürbitten

Christus, wir bitten Dich für die Fliehenden und Geflohenen, die bei uns in Deutschland Zuflucht und Heimat finden wollen. Lass Türen und Herzen offenstehen, fördere das gegenseitige Verstehen!

Gemeinsam rufen wir zu Dir: Herr, erbarme Dich!

Wir haben in der Coronapandemie erfahren, dass es schlimm kommen kann. Mach uns bereit, unsere Welt zu schonen, damit es nicht noch schlimmer kommt. Lehre uns Verzicht und Solidarität und schenke uns Ideen, wie wir es besser machen können als bisher.

Gemeinsam rufen wir zu Dir: Herr, erbarme Dich!

Wir bitten Dich für Kinder und Jugendliche. Du weißt, wie viele nicht einmal das Nötigste zum Leben haben. Du weißt, wie viele mit Gewalt und Angst aufwachsen. Du weißt, wie viele zu lange und zu stumpf vor Computer und Handy sitzen. Sei bei ihnen, hier in unserem Ort, in unserem Land, in unserer Welt.

Gemeinsam rufen wir zu Dir: Herr, erbarme Dich!

Wir bitten Dich für alle, die beruflich andere Menschen pflegen und betreuen. Du weißt, wie sehr dieser Dienst körperlich und seelisch anstrengt. Gib Kraft und gute Arbeitsbedingungen. Wir bitten Dich für alle, mit denen wir, und die mit uns das Leben teilen.

Gemeinsam rufen wir zu Dir: Herr, erbarme Dich!

Erneuere unsere Liebe und Sympathie jeden Morgen.

Schenk guten Umgang mit Konflikten.

Amen.

 

So empfange den Segen:

Keinen Tag soll es geben, an dem du sagen musst:
Niemand ist da, der mich beschützt.
Keinen Tag soll es geben, an dem du sagen musst:
Niemand ist da, der mich begleitet.

Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

Amen

Folgende Geistliche Angebote der Evangelischen Kirchen können wir Ihnen anbieten:
Eine Übersicht über Fernseh- und Radiogottesdienste finden Sie hier.

Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands schlägt einen Ablauf für einen Gottesdienst am Sonntagmorgen für zuhause oder unterwegs vor unter dem Titel: Gebet zum Glockenläuten am Sonntagmorgen.

Wer Twitter nutzt, kann sich unter Twomplet um 7 Uhr morgens und um 21 Uhr abends zu einer Gebetsgemeinschaft zusammenschließen.

Die Evangelische Kirche in Deutschland lädt ein zum Balkonsingen. Jeden Abend um 19 Uhr mit dem Lied: Der Mond ist aufgegangen, Bewahre uns, Gott oder Gott hält die ganze Welt.